Als Jan Judith fotografiert, gehen ihre Mundwinkel automatisch nach oben. Als hätte sie gute Laune. Wer weiß? Vielleicht spielt sie nur die Unbeschwerte. Etwas mehr als 100 Jahre zurück. Meine Vorfahren sitzen stocksteif im Studio des Fotographen. Mit ernsten Gesichtern schauen sie in die Kamera. Wer weiß? Vielleicht hatten sie ihren Spaß.
Bilder können einen falschen Eindruck erwecken, zu Fehlurteilen führen. Sie zeigen nur einen Ausschnitt der Realität. Man sieht nicht, was außerhalb des Bildes geschieht, was sich unter der Oberfläche abspielt. Andererseits können Bilder wichtige Informationen liefern, Behauptungen als unwahr entlarven.
Wer heute mitreden will, kann auf Bilder nicht verzichten. „Wer die Bilder beherrscht, beherrscht auch die Köpfe“, soll Bill Gates gesagt haben. Für mich ist das Bilderverbot deshalb hochaktuell: „Du sollst dir kein Bildnis machen noch irgendein Gleichnis, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“ (2. Buch Mose 20,4) Worum geht es?
Ich sehe es so: Wer Gott festlegt, kann Gott nicht immer wieder anders erfahren. Und wer das Leben festlegt, dem geht es genauso. Man sieht nur einen Teil der Wirklichkeit. Nährboden für Vorurteile und Klischees. Wer möchte schon auf ein einziges Bild von sich festgelegt werden?
Im Bilde sein und dabei nicht die Distanz zu den Bildern verlieren. Daran erinnert mich das Bilderverbot. Freiräume lassen. Damit das Leben, Gott und die Welt lebendig bleiben. Damit Wer-weiß-Fragen, Staunen und neue Entdeckungen möglich bleiben.

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