„Van Gogh nimmt das, was er vorfindet“, beschreibt ein Teilnehmender seine Eindrücke am letzten Tag der Studienfahrt.*  Es ist kurz vor 11 Uhr am Vormittag.

Vom zweiten Stock der Deutschen Seemannsmission schauen wir auf eine der vielen Grachten Amsterdams. Drei Tage haben wir uns nun als Gruppe intensiv mit dem Niederländischen Maler Vincent van Gogh auseinandergesetzt. Ein gemeinsamer Auftakt im Juni warf bereits erste Spotlights auf das Thema „Van Gogh und die Religion“ und machte deutlich, in was für einem weiten Feld zwischen Kunstgeschichte, Theologie, Glaube, Spiritualität und nicht zuletzt persönlichen Zugängen und Begegnungen wir uns hier bewegen würden.

Rückblick: Dienstag. Mit Skizzen- und Notizbüchern in den Taschen geht es durch die Straßen Amsterdams zum Van Gogh Museum, das in diesem Jahr sein 50jähriges Jubiläum feiert. Auf vier Etagen finden sich hier Studien, Gemälde und Briefe Van Goghs, aber auch Worte und Werke derjenigen, die ihn inspiriert haben oder durch ihn inspiriert wurden.

Einige Themen begegnen uns in Van Goghs Bildern immer wieder: das Leben und Arbeiten auf dem Land, Wohn- und Arbeitsorte, Spannungsverhältnisse zwischen Mensch und Natur, authentische Figuren statt gestellter Szenen, Dynamik statt Statik. Und irgendwo dazwischen wir: mal allein, mal zu zweit oder in der Gruppe, im Gespräch oder in ganz eigene Eindrücke und Gedanken vertieft.

Mittwochmittag, 11 Uhr. Ankunft im Kröller-Müller Museum, gelegen im Nationalpark De Hoge Veluwe bei Otterlo, das seit 1938 die Kunstsammlung von Helene Kröller-Müller zeigt. Anfang des 20. Jahrhunderts begann sie, diese unter Berücksichtigung verschiedenster Epochen, Gattungen und Künstler:innen aufzubauen. Dieser Ort lädt zum Verweilen ein, mit seiner Ruhe, den lichtdurchfluteten Räumen, dem weitläufigen Skulpturengarten, der Verschränkung von Kunst und Natur.

„Helene“, wie sie hier im Museum liebevoll genannt wird, sammelte klassische und moderne Kunst gleichermaßen, um deren Ebenbürtigkeit auszudrücken. Und zwischen all dem die zweitgrößte Sammlung an Werken von Van Gogh, dem sie eine besondere Stellung einräumte.

Sein „Nachtcafé“ lädt zum Verweilen, beinahe zum Hineinspazieren ein. „Wohin zieht es dich? Was trägt dich?“ Fragen an Van Gogh und an uns selbst, als Betrachter:innen. Spirituelle Motive werden nicht nur deutlich in den Bildern Van Goghs, oft geprägt durch eine religiöse Verbundenheit, sondern auch in der Auseinandersetzung mit der Kunst und mit uns.

Und so bleibt der Eindruck, dem Maler und dem Menschen van Gogh zumindest ein Stück nähergekommen zu sein. Manch offene oder neu aufgeworfene Frage aber begleitet den einen oder die andere aus unserer kleinen Reisegruppe gewiss noch in die weitere Auseinandersetzung mit Vincent van Gogh.

 

* 10. bis 13. Juli 2023 | Hannoversche Bibelgesellschaft e.V. und Haus kirchlicher Dienste Hannover | Arbeitsfeld Kunst und Kultur

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