Ostergedanken. Ich versuche mich dafür in die Gedankenwelt eines vierjährigen Kindes zu versetzen. Das Kind nenne ich Matthes.

In der Kita

Matthes geht in eine Evangelische Kindertagesstätte. In den Wochen vor Ostern haben die Mitarbeitenden seiner Einrichtung die Kinder auf Ostern vorbereitet. Es wurde gebastelt – eher Osterhasen – und vorgelesen – aus der Kinderbibel – und der Höhepunkt war jeweils freitags zum Wochenabschluss ein großer Kreis mit allen Gruppen der Einrichtung, also über achtzig Kinder. Da haben sie miteinander gesungen und die Passionsgeschichte von Jesus erlebt. Dargestellt mit anschaulichem Material auf dem Boden, ein langer Weg mit vielen Stationen, Geschichten von Verrat und Verleugnung, von Einsamkeit und Gewalt. Alles so aufbereitet, dass die Kinder gut mitgehen konnten. Die Ostergeschichte selbst, also die Auferstehung, wurde dann – wie jedes Jahr, am Gründonnerstag, dem letzten Kindergartentag vor den Osterfeiertagen erzählt.

 

Matthes hat viel Phantasie. Matthes kann den Osterhasen und Engel und Räuber Hotzenplotz und den Löwen Simba und Jesus in einer einzigen Kategorie unterbringen: Die alle können etwas, was ich nicht kann. Und da gibt es auch keine Zweifel in Matthes‘ kleiner Gedankenwelt. Lauter Gestalten mit selbstverständlich übernatürlichen Kräften.

Dann bin ich sehr traurig

Nun durchlebt Matthes auch schwere Zeiten gerade. Neulich, ein paar Wochen vor Ostern, war er auf einem Kindergeburtstag eingeladen. Und das war der Geburtstag seines besten Freundes, der mit ihm die Dinosaurier-Leidenschaft teilt. Matthes hatte sogar schon sein Dino-T-Shirt rausgelegt. Leider drohte dann ein positiver Corona-Schnelltest seines Papas das Leben von Matthes aus den Fugen zu bringen.  Jedenfalls kommentierte Matthes die anstehende Entscheidung, ob er zum Kindergeburtstag gehen darf, mit den Worten: Wenn ich da nicht hingehen darf, dann bin ich sehr traurig. Bis Ostern.  –

Da sage noch jemand, dass Kinder nicht theologisch denken können! Ich bewundere diesen Matthes. Er hat verstanden, oder zumindest gespürt, erlebt, dass Menschen vor Ostern traurig und ab Ostern fröhlich sind. So einfach. Oder auch so tiefgründig, lebensbezogen, alltagstauglich und bis in seine kleine Seele fest verankert. Traurig sein gehört zum Leben, ja, und auch Freude gibt es dann, Ostern eben.

Vertrauen leben

In der Kindertagesstätte von Matthes wird das gelebt, besungen, gefühlt. Die Kinder erleben den kirchlichen Jahreskreis altersgerecht und alltagsbezogen. Die Botschaft unseres Evangeliums wird ihnen zur Lebensbegleitung durch all die großen und kleinen Alltagskatastrophen hindurch.

Und wir? Wie hat Jesus mal gesagt: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen (vgl. Mk 10,45 par.)

Werden wie die Kinder, verzweifeln und hoffen und vertrauen wie die Kinder – eine große Aufgabe angesichts der großen Katastrophen dieser Tage.

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