Im Schauspielhaus  wird Čechov  gespielt. Mein Lieblingsdramatiker. Zur Vorbereitung lese ich  ein paar Zeilen in meiner Buchausgabe. Plötzlich stoße ich auf ein altes angestrichenes Zitat in „Onkel  Wanja“. Das gibt‘s doch gar nicht!  Ich lese:

„ASTROV Du kannst die Öfen mit Torf heizen und Scheunen aus Stein bauen. Meinetwegen schlage die Wälder aus, wenn du Holz brauchst, aber warum sie vernichten? Die russischen Wälder erzittern unter der Axt, Milliarden von Bäumen sterben, die Behausungen von Tieren und Vögeln werden verwüstet, Flüsse versanden und trocknen aus, wunderbare Landschaften verschwinden unwiederbringlich, und alles nur, weil der faule Menschen nicht Verstand genug hat, sich zu bücken und das Brennmaterial aus der Erde zu holen. Zu Elena Andreevna Nicht wahr, gnädige Frau? Man muss ein Barbar ohne Sinn und Verstand sein, um das zu zerstören, was wir nicht erschaffen können.

Mit Schöpferkraft begabt

Der Mensch ist mit Vernunft und Schöpferkraft begabt, um das zu mehren, was ihm gegeben ist, doch bis heute hat er nichts geschaffen, sondern nur zerstört. Wälder gibt es immer weniger und weniger, die Flüsse versiegen, das Wild stirbt aus, das Klima ist verdorben, und mit jedem Tag wird die Erde ärmer und gesichtsloser. Zu Voinickij  Da schaust du mich ironisch an,

For Forest, Kunstprojekt im Fußballstation Klagenfurt (Vimeo-Screenshot)

und alles, was ich sage, kommt dir unseriös vor, und … und vielleicht ist es tatsächlich verschroben, aber wenn ich an den Bauernwäldern vorbeifahre, die ich vor dem Abholzen gerettet habe, oder wenn ich meinen jungen Wald rauschen höre, den ich eigenhändig gepflanzt habe, dann bin ich mir bewusst, dass das Klima ein wenig auch in meiner Macht liegt und dass, wenn der Mensch in tausend Jahren sein wird, daran auch ich ein wenig schuld bin. Wenn ich eine Birke pflanze und sehe, wie sie grünt und sich im Winde wiegt, erfüllt sich meine Seele mit Stolz, und ich … Sieht den Knecht, der auf einem Tablett ein Glas Vodka gebracht hat. Aber … trinkt für mich wird es Zeit. Wahrscheinlich ist das alles doch nur verschroben. Habe die Ehre mich zu verbschieden. Geht zum Haus.“

Vom Wissen zum Tun

Fridays for Future, Hannover ©SMarklein

Die ökologische Idee, bei Čechov, vor mehr als einhundert Jahren! Selten habe ich Čechov so aktuell empfunden. Bei  Čechov ist die Zerstörung der Natur ein Hinweis auf die eigene Selbstzerstörung des Menschen!  Nur der  freie, moralisch souveräne Mensch wird in der Lage sein, die Natur und das menschliche Leben zu schützen und zu bewahren. Doch wie frei sind wir?

Diese Woche ist die große Demo von „Fridays  for Future“.  „Christians for Future“ und viele andere Unterstützerinnen und Unterstützer werden mit  dabei sein. Die Aufgabe wird bleiben:  aus dem Wissen zum Tun zu gelangen!  (Lukas-Evangelium 10,28)

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