Millionen Kinder in Konfliktländern waren 2018 schweren Kinderrechtsverletzungen ausgesetzt. Tausende Mädchen und Jungen wurden direkte Opfer von Kriegsgewalt. „Damit setzte sich ein schockierender Trend der letzten Jahre fort“, so UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in seinem letzten Jahresbericht vom letzten Dezember. „Kinder in Konfliktgebieten rund um die Welt mussten in den vergangenen zwölf Monaten ein extremes Ausmaß an Gewalt erleiden – und die Weltgemeinschaft hat dabei versagt, sie zu schützen“, sagte Manuel Fontaine, Leiter der weltweiten Nothilfe-Programme von UNICEF.

Doch der schockierende in vielen Medien zitierte Bericht gehört zu den zahlreichen Aufschreien und Mahnungen unserer Zeit, die schnell wieder vergessen sind. Wie Rufer in der Wüste kommen einem die vielen Wissenschaftler*innen, Menschenrechtler*innen, Klimaschützer*innen und die vielen anderen häufig als verträumte Idealisten abgestempelte Frauen und Männer vor, die sich unermüdlich für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Sie mahnen und appellieren sowohl an die Mächtigen als auch an die populistische Masse. Vielleicht erfüllen sie selbst nicht immer hundertprozentig die eigenen Forderungen, doch sie legen die Finger in die entscheidenden Wunden. Sie fordern das vorbehaltlose Ende von Gewalt und Hass und die radikale Hinwendung zu einem neuen Lebensstil.

Rohingya-Junge Yousef, 8, nach seiner Flucht von Myanmar nach Bangladesch, 6. Februar 2018,© UNICEF/UN0160368/Nybo

In der Bibel nennt man solche Mahner*innen Prophet*innen. Und häufig waren sie eben solche Rufer in der Wüste. Sie waren aufmerksame Zeitgenossen und Beobachter. Sie machten den Mund auf, auch wenn ihre Adressaten es nicht hören wollten.  Ja, sie wurden verlacht und verspottet, sogar mit Verfolgung und Tod bedroht (Amos 7,12; Jeremia 20,2, Matthäus 14,3) Trotzdem hielten die Prophet*innen an ihren Einsichten und mahnenden Worten fest!

Warum?

Nicht weil sie an die Menschen glaubten. Sondern weil sie an Gottes Gerechtigkeit und seinen Willen zum Frieden für alle Menschen glaubten! Diese Einsicht hat sie gebunden und zugleich befreit.

Bis heute liegt hierin vielleicht das Geheimnis aller Rufer in der Wüste. Denn nach menschlichem Ermessen verhallen alle noch so gut gemeinten Appelle in den vielen Wüsten unseres unsteten und unüberschaubaren Lebens. Nur der andere Blick befreit zur Hoffnung, kann das Gericht in Gnade verwandeln. Der Glaube, der nicht auf sich, sondern auf Gottes Gerechtigkeit setzt.

Wer in diesem Jahr noch  #zeitfürfreiräume besitzt, lese die „wunderbare“  Geschichte des Propheten Jona! Sie ermutigt bis heute alle Rufer in der Wüste. Aus ihrer Paradoxie von Gottes Gerechtigkeit und menschlicher Umkehr wird eine neue Solidarität der Menschlichkeit und Liebe (Jona 4,11).

Die Rufer in der Wüste – wir brauchen sie mehr denn je.

 

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