Ein Zufallsfund aus dem Straßenschilderwald. Fotografiert, weil man durchaus darüber stolpern könnte. Was steht da? Und was hat ein Schelm oder eher eine Schelmin daraufgeklebt?
Das zusammengesetzte Wort – was für eine Sprache, die das erlaubt, und es gibt noch sehr viel längere – lässt stutzen. Verschiedenen Varianten tun sich auf, besonders wenn man Lust hat, sich damit ein kleines, alltägliches Vergnügen zu bereiten.
Geh – wegen – de
Geh – wegende
Geh – weg – ende
Geh – wegende gefällt mir am besten, mit Akzent auf dem ersten e von we. Das klingt wie bewegend in der weiblichen Form, eine Bewegende. Aha, und deshalb klebte da eine die weibliche Endung *innen hinter das m. Es sind eben meter*innen. Nur leider ist nach 20 schon Schluss. Aber was sind 20 meter*innen! Sind das viele? Ist das weit? Oder ist das zu kurz gegriffen?
Geh – wegen – de gefällt mir auch. Ich lese es als Aufforderung. Geh! wegen! de! Wegen dem oder der? Ach, geh halt. Besser als zu bleiben.
Nur das Geh – weg – ende klingt ungemütlich. Was kommt dann? Falle ich dann in ein großes Loch? Steht da eine hohe Mauer? Muss ich nach 20 meter*innen stehen bleiben und darf mich nicht mehr von der Stelle rühren? Findet also mein Gehen ein abruptes Ende, für mich und für alle *innen? Immerhin werde ich gewarnt.
In dem Neujahrsgottesdienst, den ich neulich besucht habe, ging es um das Volk Israel, dem bei Tag mit einer Wolkensäule und bei Nacht mit einer Feuersäule der Weg gewiesen wurde. Sie waren der Sklaverei in Ägypten entkommen und zogen nun durch die Wüste. Allerdings nicht auf dem kürzesten Weg, wie es heißt. Man wollte nicht in (weitere) Kämpfe verwickelt werden. Gut ausgestattet waren sie außerdem. Es sollte niemand auf die Idee kommen, wieder umzukehren. Wieso auch? Etwas Besseres als den Tod würden sie allemal finden. Und es stimmt ja nicht, dass früher alles besser gewesen wäre, nicht einmal die Zukunft war früher besser. Damit sie trotzdem vorankommen und Tag und Nacht weiterziehen konnten, also diese beiden gewaltigen Zeichen am Himmel: Wolkensäule und Feuersäule! (Exodus 13, 17-22)
Lieber nicht! Möchte ich Ihnen zurufen. Es brennt eh schon überall! Und noch mehr Tornados können wir nicht gebrauchen. Anscheinend richteten aber diese Erscheinungen keinen weiteren Schaden an. Sie zeigten einfach den Weg und blieben auf friedlicher, himmlischer Distanz.
Etwas weniger aufgeregt wünsche ich uns kleine Zeichen, die den Weg erhellen. Damit das Gehen leichter fällt, gar beschwingt ist, und dass irgendwo dann auch ein gutes Ende ist Sicht sein möge.
Mit bewegendem Rückenwind, Solidarität mit und für alle Sternchen, absehbaren Gefährdungen und einen guten Sinn für Umwege und das Übersteigen von Hindernissen.
Gisela Matthiae (Jahrgang 1959), promovierte ev. Theologin, lebt in Gelnhausen und arbeitet an ganz verschiedenen Orten als freie Referentin, in der Ausbildung von Kirchenclowns und Begegnungsclowninnen (im Altenheim) und als Komödiantin selbst auf der Bühne; in der Bibel findet sie erstaunliche Spuren von Humor und Komik, die ihren Glauben nähren. Ihren eigenen Blog “Humorladen” finden Sie hier.
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