Es ist so weit – der Handelskrieg kann beginnen! Die Ankündigung des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump von Importzöllen für Stahl und Aluminium sorgt in den Medien weltweit für Diskussionen. Die Aufregung ist groß. Die Folgen für die europäische Wirtschaft sind nicht absehbar.
Trump hat sein Vorhaben lange angekündigt. Die von der EU benannten Gegenmaßnahmen bezeugen es.
Einige sagen, dass hier einseitig Handelsabkommen gebrochen werden. Andere erinnern daran, dass es letztlich auf beiden Seiten um nichts anderes als die Sicherung eigener wirtschaftlicher Vorteile und Interessen geht. Zölle gehören seit jeher zu den beliebtesten Regulierungsinstrumenten der Mächtigen.
Warum also die Aufregung?
Schon in der Bibel sind Zöllner sehr suspekte Personen. Sie gelten als Egoisten, die in die eigene Tasche wirtschaften, als Kollaborateure, die mit den Mächtigen gemeinsame Sache machen, als Betrüger, die die Schwachen ausbeuten.
Der bekannteste von ihnen heißt Zachäus (Lukas 19,2). Zur Zeit Jesu, als das Land von den Römern besetzt ist, lebt er in der Stadt Jericho. Als Oberzöllner sitzt er nicht einer einzelnen Zollschranke. Er kontrolliert vielmehr das Zollsystem der ganzen Stadt. Er ist immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Es ist nicht verwunderlich, dass Zachäus keine Freunde hat. Trotz seines Geldes bleibt ihm die soziale Anerkennung versagt.
Doch die biblische Geschichte nimmt einen überraschenden Verlauf. Wie sehr würden wir uns dies auch für die heutigen Geschehnisse wünschen!
Es wird berichtet, dass Jesus und seine Jünger durch Jericho ziehen. Zum Ärgernis der anwesenden Menschenmenge lädt sich Jesus bei Zachäus ein. Zachäus ist überglücklich vor Freude. Endlich kann er ein Gastgeber sein. Die Geschichte endet damit, dass Zachäus die Hälfte seines Besitzes den Armen geben will, außerdem wird er die von ihm Betrogenen vierfach entschädigen.
Ob Zachäus dies wirklich am Ende getan hat, wird nicht berichtet.
Doch der Oberzöllner hat begriffen: Nicht Geld und Egoismus, sondern Gerechtigkeit und die vorurteilsfreie Anerkennung des Menschen sind der Maßstab eines guten Lebens. Für diese Erkenntnis ist Zachäus Jesus dankbar.
Wie gern legen Politikerinnen und Politiker bei ihrer Amtseinführung ihren Eid auf die Bibel ab. Donald Trump hatte bei seiner Amtseinführung sogar zwei Bibeln dabei, Abraham Lincolns Bibel und die Bibel seiner Mutter, aus dem presbyterianischen, evangelisch-reformierten Kreis. Gern betont der US-amerikanische Präsident, dass er selbst eine große Bibelsammlung besitzt.
In der Bibel aber geht es nicht um Frömmigkeit und Show, sondern um Gerechtigkeit und Parteinahme für den Armen. Daran hat Gott Gefallen! Persönliche und nationale Egoismen, ob im Gewande ungerechter Zollschranken, blinder Waffengewalt, Zurückweisung der Fremden oder rücksichtsloser Naturausbeutung – sie lassen die wirkliche Radikalität erkennen, aus der wir Menschen heute umkehren müssen.
Warum schwor Trump auf zwei Bibeln? – Video des Amtseides auf WELT DE
Steffen Marklein ist Bibelpastor der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und Studienleiter der Hannoverschen Bibelgesellschaft e.V. : “In der Bibel begegnen uns Menschen mit verschiedenen Glaubens- und Lebensgeschichten. Aus diesen Geschichten lässt sich viel für ein gutes Zusammenleben in unserer Welt lernen.”
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